»Bin ich es wert,
ein Kind haben zu dürfen?«
Berit T. (38)
77 % der kinderlosen Menschen in Deutschland im Alter zwischen 20–50 Jahren wollen Kinder haben. Rund die Hälfte der Frauen und Männer, die einen aktuellen oder späteren Kinderwunsch verwirklichen möchten, zeigen sich aufgeschlossen gegenüber reproduktionsmedizinischer Hilfestellung. Doch oft verhindern fehlendes Wissen, falsche Annahmen und ein zu spätes Aufsuchen von Beratung, dass der Wunsch in Erfüllung gehen kann. Und Leben ist nicht immer planbar. Es gibt viele Entwicklungen, die sich nicht beeinflussen oder beschleunigen lassen. Als Erstes ist die Gelassenheit, Dinge geschehen zu lassen, ausschlaggebend für die innere Balance – sie ist erlernbar. Für einen guten Umgang mit sich und dem eigenen Kinderwunsch.
Der Wunsch nach einem Kind, die Frage nach Elternschaft, den eigenen Bedürfnissen und deren Grenzen sind existenzieller Natur. Entsprechend verschieden, auch ambivalent, fallen Reaktionen aus. Die Gefühle sind mitunter sehr stark und können eine/n aus der Bahn werfen: Wohin mit mir? Mit meinem Kummer, meiner Ohnmacht, meinem Neid? Dazu kommt, dass das Wissen über Ursachen einer ausbleibenden Schwangerschaft von vielen Halbwahrheiten durchsetzt ist. Und die Kenntnisse über psychosoziale Betreuung oder medizinische Eingriffe durch Vorurteile verzerrt – sie werden als zu teuer, bevormundend, riskant, zu intim oder steril tabuisiert. Im Kinderwunsch-Coaching bekommen all Ihre Emotionen, Ängste und Fragen ihren Raum – wir erarbeiten zusammen Wege, wie Sie Antworten finden, und Strategien, um mit diesen Gefühlen im Alltag umzugehen, damit Sie ihn wieder meistern können.
Ein unerfüllter Babywunsch gleicht dem Herumirren in einem Labyrinth an Unsicherheiten. Der emotionale Druck kann Sie in verschiedenen Entscheidungsphasen unterschiedlich schwer belasten. Mit rund 30 Jahren, wenn die Fruchtbarkeit der Frau deutlich und etwas später die des Mannes zu sinken beginnt, haben 38 % der Frauen und 62 % der Männer (noch) kein Kind. Wie weit geht so ein Wunsch, wenn die biologische Uhr tickt: Setze ich mich einer oder mehreren Hormonbehandlungen aus? Will ich unter allen Umständen ein Kind? Welche konkreten Fragen habe ich an die Ärzte im Kinderwunsch-Zentrum? In unserem Beratungsprozess geht es primär darum, Klarheit für sich zu erlangen, welche Schritte Sie gehen möchten und können. Alles kann dabei abgewogen werden – nichts muss. Dazu gehört, behutsam in sich hineinzuhorchen, was sich gut anfühlt und was nicht, eigene Muster zu verstehen, Blockaden zu lösen und Ängste abzubauen. Ohne Entscheidungsdruck, aber mit Klärungshilfe.
Wissenschaftlich bewiesen ist, dass Fruchtbarkeitsstörungen genetisch, anatomisch, hormonell und selten auch psychisch bedingt sein können. Statistisch treten sie genauso oft beim Mann wie bei der Frau auf. Am stärksten wird die Fruchtbarkeit durch das Alter der Geschlechtszellen herabgesetzt. Doch das wird häufig ignoriert: Nur 6 % der ungewollt kinderlosen Frauen zwischen 30–39 denken an ihr Alter als mögliche Ursache für Kinderlosigkeit. Männer zweifeln sehr selten an der eigenen Fruchtbarkeit, selbst wenn sie weit über 40 Jahre alt sind, während Frauen vielfach reflexartig die Verantwortung übernehmen, ohne Untersuchung beider Partner. Zudem nimmt die Sprachlosigkeit eines Paares zwischen Hormonbehandlung und Analyse der Spermien eher zu als ab. Wie äußere ich also meine Sorgen? Traue ich mich zu sagen, dass mein Partner sich auch untersuchen lassen soll? Oder dass ich nicht mehr will? Im geschützten Bereich eines Kinderwunsch-Coachings können Sie Ihre Wünsche erkennen, formulieren und einüben, sie zu benennen.
Arztbesuche, Spritzen und Diagnosen über ausbleibenden Eisprung oder mangelnde Spermienqualität kratzen am eigenen Selbstwertgefühl. Sie thematisieren ein Tabu, nämlich unsere eigene – bis dahin als selbstverständlich angenommene – Fruchtbarkeit, und stellen scheinbar unsere Weiblichkeit und unsere Männlichkeit in Frage. Zudem ist es heikel, über Intimes zu sprechen: über Potenz, Sex nach der Uhr, Fortpflanzungsorgane unter Stress, künstliche Befruchtung. Ebenso müssen wir erst lernen: Es ist auch in Ordnung, nicht schwanger zu werden – das Leben ist genauso lebenswert. Man gibt ihm eine andere Bestimmung. Auch der Weg einer Adoption ist für manche Paare vorstellbar. Oder sich für ein Leben ohne Kind zu entscheiden. Eine psychologische Begleitung hilft, das gedankliche Dogma „unvollständig ohne eigenes Kind“ zu hinterfragen. Wir können gezielt daran arbeiten, dass Sie sich wieder als weiblich oder männlich erleben, Raum für Berührungen schaffen und lernen, mit Ihrem Körper achtsam umzugehen.
Hinter einem tapferen Lächeln auf die „Wann ist es denn bei euch so weit?“-Frage verbirgt sich oft ein ganzes Drama im Kapitel Familienplanung. Der beharrliche Druck von außen ist enorm – auf Familienfeiern, im Urlaub mit anderen Paaren mit Kindern oder beim Treffen mit Eltern, die gern Großeltern werden wollen. Aber Kinderwunsch ist kein Small Talk-Thema und es ist schwer, werdende Mütter ihren Babybauch streicheln zu sehen, während man selbst die dritte Hormonstimulation hinter sich hat und hauptsächlich Frauenmanteltee zur Zyklusregulierung trinkt. Die Kluft zwischen dem eigenen Wunsch und die Verzweiflung über sein Ausbleiben gleicht irgendwann einer Spalte im Boden, über die man nicht mehr springen kann. Ein Kinderwunsch-Coaching kann Sie unterstützen, sich abgrenzen zu lernen, bei Bedarf das eigene Thema zu integrieren oder einfach nur Verständnis für Ihre Situation als Paar schaffen zu können.
Die Zeit zwischen einem Embryonentransfer und dem Warten auf das Testergebnis ist eine der schwersten Phasen bei einer Kinderwunsch-Behandlung: Jede Bewegung im Körper wird gedeutet, eine potenzielle Schwangerschaft gedanklich hundertfach durchlebt, begleitet von vielen Illusionen. Fällt der Test negativ aus, fühlt sich das an wie ein kleines Stück Tod. Denn es bleibt im Kopf, dass mit der befruchteten Eizelle entstehendes Leben eingepflanzt wurde. Oder: Der Test war positiv, der Aufwand schien sich gelohnt zu haben, Glückshormone breiten sich aus – und dann endet die Schwangerschaft urplötzlich, ohne jede Vorwarnung. „Na ja, da war eben noch nichts, war alles zu früh“ hilft zwar manchen als Bewältigungsstrategie, für andere ist dieser Satz aber der blanke Horror. Die gefühlte Einsamkeit wird immer größer – man fühlt sich wie auf der Trauerfeier für einen Menschen, den man nie kennenlernen durfte. Wenn eine Schwangerschaft früh zu Ende geht oder sich ein Kinderwunsch nicht erfüllt, dürfen sie betrauert werden, denn sie sind erlebte Erfahrung. Im Prozess des Coachings suchen wir nach geeigneten Ritualen und nehmen erst Abschied, wenn Sie so weit sind. Denn ein Verlust braucht Raum und Zeit.
»Ich fühle mich wieder leicht.
Ohne einen Zentner Sorgen auf dem Herzen.«
Mareike K. (36)